Geschichte

In dieser Rubrik werden einzelne Epochen der Vereinsentwicklung näher beleuchtet und jeweils in einer kürzeren Zusammenfassung dargestellt. Aus Platzgründen wird dabei die Vereinsentwicklung in erster Linie aus der Sicht und Entwicklung der ersten Fußballmannschaft des VfL dargelegt.

Als Einführung in diesen Abschnitt hier der Ursprungsbeleg aus dem Jahre 1920:

Protokoll der Gründungsversammlung am 26. April 1920

Zwecks Gründung eines Fußballvereins waren am Montag, dem 26. April 1920 verschiedene Herren zu abends 9.00 Uhr zur Restauration Theodor Demming in Rhede geladen worden. Bis 9.00 Uhr waren 21 Herren versammelt, die nach einer allgemeinen Besprechung sich dazu entschlossen, die Gründung eines Vereins in die Wege zu leiten. Man wurde sich darüber einig, den Verein in der Hauptsache zur Pflege des Fußballsportes zu gründen. Jedoch wurde die Möglichkeit, später Leichtathletik hinzuzunehmen, mit ins Auge gefasst. Es wurde beschlossen, dass der Verein den Namen “Sport- und Spielverein Rhede“ führen soll. Bei der Zusammensetzung des Vorstandes bzw. geschäftsführenden Ausschusses wurden folgende Herren gewählt, die die Wahl annahmen:

  • Vorsitzender: Tepasse, Bernhard
  • Schriftführer: te Gude, Karl
  • Kassierer: Becker, Karl
  • stellv. Vorsitzender: Büssing, Albert
  • Spielleiter: Merschemke, Josef
  • Gerätewart: Demming, Heinrich

Dann ging die Versammlung dazu über, die Statuten zu beraten. Nachdem die Hauptpunkte besprochen waren, wurden die Herren Rudolf Kreuzwieser und Bernhard Tepasse mit der Ausarbeitung der Statuten beauftragt, die bei der nächsten Versammlung zur Begutachtung vorgelegt werden sollen. Als Beitrag für aktive und passive Mitglieder sollen monatlich 3 Mark erhoben werden. Der Beitrag für Monat April ist nachträglich zu entrichten. Die nächste Versammlung soll am Samstag, den 8. Mai abgehalten werden. Weiterhin sollen alle 4 Wochen ohne besondere Einladung Versammlungen stattfinden. Diese Versammlungen sind Pflichtversammlungen und Nichterscheinen wird mit 2 Mark bestraft, ebenso Fehlen bei angesetzten Spielen. Vorstehende Strafen gelten für einmaliges, unentschuldigtes Fernbleiben. Als Entschuldigung gilt vorherige, begründete mündliche Entschuldigung bei einem Vorstandsmitglied. Fehlt jemand 2mal hintereinander ohne Entschuldigung, so wird die Strafe verdoppelt. Ferner wurde es jedem Mitglied zur Pflicht gemacht, für Werben von Ehrenmitgliedern eifrichst bemüht zu sein und wurde für diese der Mindestbeitrag auf 5 Mark vierteljährlich festgesetzt.

Alsdann wurden für das erste Übungsspiel am Sonntag, den 2. Mai 1920 die Mitglieder und Mannschaften eingeteilt und die Einteilung bekanntgegeben. Es wurde beschlossen, vorläufig einen Ball und zwei Blasen schnellstens zu beschaffen.

Schluß der Versammlung, 10 ½ Uhr.

Rhede, den 26. April 1920.

Die ersten Gründerjahre 1920 bis 1945

Der Fußballsport breitete sich in den Anfangsjahren des 20.-Jahrhundert auch in unserer Region schnell und unaufhaltsam aus. Erste Vereine waren in Bocholt und Umgebung schon gegründet worden. Auch in Rhede fand König Fußball schon zu Anfang des Jahrhunderts eine begeisterte Anhängerschaft. Um 1910 existierte in Rhede bereits ein Klub, in dem sich junge Rheder zu einer Mannschaft zusammengefunden hatten. Dieser „Verein“ hatte aber keine lange Lebensdauer. Auch ein zweiter Verein bildete sich kurzzeitig, der an verschiedenen Stellen und zuletzt auf einem Platz am Bahnhof seine Spiele absolvierte. Man löste sich aber wieder auf und nach dem ersten Weltkrieg waren es vor allem Schüler des Gymnasiums, die nun wieder dem Fußball huldigten und sich zu Mannschaften zusammenschlossen. Nach Gründung des VfL Rhede traten sie geschlossen dem neuen Verein bei und bildeten mit zwei Mannschaften die Jugendabteilung. Der Geburtstag des VfL Rhede ist der 26. April 1920. Der neue Verein führte durch Beschluß der Mitglieder den Namen „Sport- und Spielverein Rhede“. Das seit der Geburtsstunde sorgfältig geführte Protokollbuch war eine große Hilfe, die ältere Geschichte des Vereins in groben Zügen zusammenzufassen und in Erinnerung zu bringen. Wie groß damals die Fußballbegeisterung war, beweist die Tatsache, dass der Verein zum Ende des Gründungsjahres bereits 64 aktive Mitglieder hatte. Schon bald genügte der Platz am Bahnhof nicht mehr den Anforderungen eines geordneten Spielbetriebes. Nach intensiven Bemühungen der Vereinsverantwortlichen wurde mit einem hohen Arbeitsaufwand aller Vereinsmitglieder ein neuer eigener Platz an der jetzigen Südstraße hergerichtet. Das Gelände war von der Firma Wegmann zur Verfügung gestellt worden. Doch dieser Platz lag in einem vorgesehenen Bebauungsgebiet und so wurde eine nochmalige Neuplanung für ein Sportplatzgelände notwendig. In der Versammlung vom 30.07.1932 wurde mitgeteilt, dass nun endgültig ein Acht-Morgen-großes-Gelände an der Münsterstraße angepachtet worden sei. Bemühungen beim Arbeitsamt Bocholt bezüglich Instandsetzung des Geländes durch den damaligen freiwilligen Arbeitsdienst waren von Erfolg, und so konnte durch den zusätzlichen Arbeitseinsatz vieler Vereinsmitglieder der Platz soweit hergerichtet werden, dass er zunächst spielfähig war. Die herrliche Sportplatzanlage an der Münsterstraße wurde erstmalig 1934 ihrer Bestimmung übergeben. Sie war für damalige Verhältnisse eine hervorragende Anlage und bestand aus einem Rasenplatz und einer 100-m-Aschebahn. Denkwürdig in der Geschichte des Vereins ist das Jahr 1938. Am 6. November erfolgte der Zusammenschluß der beiden noch bestehenden Sportvereine „Spiel- und Sportverein“ und „Turnverein“ Rhede zum „Verein für Leibesübungen“ (VfL). Die seit dem Jahr 1920 bestehende „Deutsche Jugendkraft“ (DJK) war 1934 von den Machthabern des 3. Reiches aufgelöst worden. Der Zusammenschluß der beiden Sportvereine bedingte einen weiteren Ausbau der Platzanlage und so wurde der Rasenplatz mit einer 5 m breiten und 360 m langen Rundbahn umgeben. Hinzu kamen zwei Weitsprunganlagen, eine Hochsprunggrube sowie eine Kugelstoßanlage. Ein sportlicher Aufschwung in den verschiedenen Sportarten Fußball, Turnen, Leichtathleik und Handball, war unverkennbar. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges war auch für den VfL ein harter Schicksalsschlag. Fast alle Sportkameraden wurden schon bald zu den Fahnen gerufen und der Sportbetrieb kam mehr oder minder zum Erliegen. Viele, allzu viele Sportkameraden kehrten nicht heim und es ist unser aller Pflicht, ihnen ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Die Nachkriegsjahre 1945 bis 1970

Nach dem Zusammenbruch 1945 stand der Sport allgemein vor einem Nichts. Die Mitglieder gingen jedoch mit Elan ans Werk, um den Spielbetrieb wieder aufzubauen. Schon Ende des Jahres 1945 verfügte der Verein wieder über drei Senioren- und zwei Jugendmannschaften. Bereits 1946 war der Fußballsport soweit organisiert, dass mit der Meisterschaft in der 1. Kreisklasse begonnen werden konnte.

Im Jahre 1949 errangen die VfL-Fußballer die Meisterschaft und damit den Aufstieg in die Bezirksklasse Rechter Niederrhein. Die folgenden Jahre waren jedoch geprägt von einem steten Auf und Ab der ersten Fußballmannschaft. Im ersten Bezirksklassenjahr belegte der VfL einen guten 7. Tabellenplatz, nach zwei weiteren Jahren war der Abstieg, zurück in die 1. Kreisklasse, aber nicht zu vermeiden. Im Jahre 1955 konnte die Mannschaft in dem denkwürdigen Entscheidungsspiel in Dingden vor über 1000 Zuschauern mit einem 4:1-Sieg gegen Feldmark Wesel den Wiederaufstieg in die Bezirksklasse erneut erkämpfen. Im Jahre 1960 aber dann wieder der Abstieg in die 1. Kreisklasse. Im zweiten Jahr der Kreisklassenzugehörigkeit wurde jedoch wiederum die Meisterschaft errungen und somit der Wiederaufstieg perfekt gemacht. Ab diesem Aufstieg, 1962, fand bis zum heutigen Datum kein Abstieg in die Kreisklasse mehr für die erste VfL-Mannschaft statt. Es folgten nun erst einmal die Jahre der ununterbrochenen Bezirksklassenzugehörigkeit.

Besonders erwähnenswert ist aus dieser Epoche auch, dass im Jahre 1950 die beiden im Jahre 1938 zum Verein für Leibesübungen (VfL) zwangszusammengeführten Vereine „Spiel- und Sportverein“ und „Turnverein“ sich wieder gütlich trennten und beide wieder ihre eigenen sportlichen Wege gingen. Der ehemalige Spiel- und Sportverein hat dabei seinen ursprünglichen Namen nicht wieder angenommen sondern den 1938 bei der Zwangszusammenführung erhaltenen Namen VfL bis heute beibehalten.

Die Epoche 1945 bis 1970 war auch geprägt durch viele bauliche Maßnahmen, Veränderungen und Verschönerungen an Plätze und Gebäude. Ehrenmal (1953), Aschenplatz (Rotdecke), Trainingsbeleuchtung, Rasenplatz, Drainagen, leichtathletische Anlagen und Umkleideräume wurden nach und nach neu errichtet oder aber verbessert hergerichtet.

Diese Epoche war ebenfalls geprägt durch ein Stück Völkerverständigung. Die Vereinsverantwortlichen haben in diesen Jahren durch freundschaftliche Begegnungen mit ausländischen Mannschaften viel zur Völkerverständigung und Völkerversöhnung beigetragen. Im April 1954 war eine englische Juniorenmannschaft der „Prince Henry’s Grammar School Evesham“ hier in Rhede für drei Tage zu Gast. Besonders erinnert sei auch an die jahrelangen engen Verbindungen und gegenseitige Besuche mit unserem holländischen Nachbarverein, Longa Lichtenvoorde. Des weiteren die Besuche der Mannschaften von Norwich City (England) und Rauna Pallo (Finnland) und die Luxemburgfahrt (Irrel). Unvergesslich auch die Nordlandfahrt nach Schweden (Fjälbacka) und Norwegen (Faukstad) sowie die Fahrten nach Trieben in die Steiermark in Österreich.

In diesen Jahren wurde in besonderem Maße auch die Geselligkeit gepflegt und es war selbstverständlich für die Mannschaften, unter der Dusche (soweit es sie schon gab), auf der Rückfahrt im Bus vom Auswärtsspiel und schließlich im Vereinslokal Paul Hams, liederschmetternd die hochinteressante Nachspielphase gemeinsam zu genießen.

Von einem regelmäßigen Trainingsbetrieb kann eigentlich erst zu Ende der 1950-er und mit Beginn der 1960-er Jahre gesprochen werden, als Platz- und Hallenvoraussetzungen für einen ordnungsmäßigen Trainingsbetrieb so nach und nach gegeben waren. Trainer dieser Periode waren Kurt Voigt (Meistertrainer der Saison 61-62), dann Hans Welcke, Otto Schweißfurth und noch einmal kurz Kurt Voigt.

Die jüngere Vereinsgeschichte 1970 -1995

… kann man auch bezeichnen mit: „Höhen und Tiefen eines Sportvereins“ überschreiben! Sicherlich hat der Verein in den ersten 50 Jahren seines Bestehens auch Höhen und Tiefen durchleben müssen, aber so geballt und den Verein prägend wie insbesondere in den Jahren von etwa 1975 bis 1995, gab es solche bisher nicht. Diese wechselvolle jüngere Vereinsgeschichte hatte die verschiedensten Ursachen und dürfte insbesondere im Wertewandel des Fußballsports, d.h. im Beginn des sogenannten „bezahlten Fußballs“ zu suchen sein. Das hatte einerseits seine guten Seiten, die den Verein zu einem bis dahin nicht gekannten sportlichen Höhenflug ansetzen ließen, wovon vorher kaum ein Mitglied zu träumen gewagt hätte. Die Kehrseite davon war aber auch, dass der Verein nach relativ kurzer Zeit aber auch unmittelbar vor dem Abgrund stand und der Konkurs nur noch eine Frage von Tagen war. Das alles aber hat der VfL letztlich durchgestanden und am Ende dieser beschriebenen Periode im Jahre 1995 war es mehr oder weniger eine noch frische, aber auch unangenehme Erinnerung. In sportlicher Hinsicht kann man die siebziger und achtziger Jahre jedoch durchaus als das goldene Zeitalter des Vereins bezeichnen.

Zu Beginn der siebziger Jahre spielte die erste VfL-Mannschaft immer noch (seit 1962) in der Bezirksklasse eine meist mittlere Rolle. Erst im Jahre 1976 gelang dann der Aufstieg in die Landesliga unter der Regie von Trainer Alfons Biermann, der in enger Verbindung mit dem damaligen rührigen Fußballobmann, Wilfried Kalkofen, den Aufstieg in die Liga bewerkstelligte, die die VfL-Mitglieder nur aus der Zeitung kannten. Und der fußballsportliche Höhepunkt sollte sich weiter fortsetzen. Bereits im Jahre 1978 gelang dann auch der erneute Aufstieg, nun in die Verbandsliga. Der neue Trainer Dieter Münnich brachte die Mannschaft in der Verbandsliga auch spielerisch weiter und schaffte mit ihr das schier unmögliche im Jahre 1982, den Aufstieg in die Oberliga Nordrhein. Die Saison 82/83 brachte nun erstmals Oberligafußball nach Rhede und namhafte Gegner stellten sich im Rheder Sportzentrum, das seit dem Jahre 1981 neue VfL-Heimstätte war, dem heimischen Publikum vor. Die bekanntesten Traditionsvereine der neuen Liga waren: RW Oberhausen, SW Essen, die Amateure von Bayer Leverkusen, 1.FC Köln, Bayer Uerdingen, weiter Wuppertaler SV, Viktoria Köln und die Bocholter Mannschaften 1.FC und Olympia. Nach einem erfahrungsreichen Jahr ging es aber wieder in die Verbandsliga zurück. Die Mannschaft schaffte aber den sofortigen Wiederaufstieg in der Saison 83/84 und spielte nun vier Jahre, von 1984 bis 1988 ununterbrochen, wenn auch immer im harten Abstiegskampf verwickelt, in der Oberliga Nordrhein. Im Jahre 1988 dann der erneute Abstieg in die Verbandsliga, in der sich der VfL drei Jahre bis zum nochmaligen Abstieg 1991 behaupten konnte. Ab der Saison 1991/1992 spielte der VfL wieder in der Landesliga, wo er sieben Jahre nun angesiedelt blieb, ehe in der Saison 97/98 unter Trainer Dirk Juch der erneute Sprung in die Verbandsliga gelang.

Die gefährliche Gratwanderung des VfL in den sportlichen Erfolgsjahren ist in der Festschrift zum 75-jährigen Vereinsbestehen im Jahre 1995, in einer noch frischen Rückschau, sehr emotional und eindrucksvoll beschrieben. Im Folgenden eine fast ungekürzte Wiedergabe der Sicht der Ereignisse aus dem Jahre 1995:

Am 03.07.1982 wurde in einem Festakt im Rathaussaal dieser außergewöhnliche sportliche Erfolg (Oberligaaufstieg) gebührend gefeiert. Ehrenvorsitzender Hans Terwordt hielt die Festrede, in der er u.a. darauf hinwies, dass der Verein nahezu 1.000 Mitglieder hatte und dieser sportliche Erfolg ohne Verschuldung, d.h. mit schwarzen Zahlen erreicht worden war. Eindringlich sein damaliger Appell auch in Zeiten großen sportlichen Erfolges den Verein weiterhin schuldenfrei zu führen. Ob bei dieser Aussage unser Ehrenvorsitzender eine Vorahnung gehabt hat ???

Der Vereinsniedergang bis hin zum fast freien Fall

Doch mit diesem sportlichen Erfolg begann, so widersprüchlich es im ersten Moment erscheinen mag, bereits der sportliche und mit diesem einhergehend der wirtschaftliche Abstieg des Vereins. Zwar war die Oberligaspielzeit von der Begeisterung her ein voller Erfolg, und rund 8.000 Zuschauer beim Nachbarderby gegen den 1.FC Bocholt waren für Rheder Verhältnisse nie gekannte Größenordnungen……. Im Jahr 1988 musste die Mannschaft dann doch den Weg zurück in die Verbandsliga gehen. Auch hier gingen Spielstärke und Spielniveau unserer Mannschaft mehr und mehr zurück, so dass nach 3 Jahren Verbandsligazugehörigkeit im Jahre 1991 der Abstieg in die Landesliga unvermeidlich war.Ein Grund für den sportlichen Abstieg des Vereins dürfte sicherlich in den seinerzeit vorherrschenden finanziellen Turbulenzen zu suchen sein, denn alle Kräfte wurden in die finanzielle und wirtschaftliche Rettung des Vereins investiert. Die sportliche Seite musste dabei zwangsläufig ins zweite Glied rücken.

Der im Mai 1984 begonnene Vereinsheimneubau war bereits 1985 vollendet und die feierliche Einweihung fand am 08.06.1985 statt. Ein gelungenes Bauwerk, das den Vereinsverantwortlichen und allen Mitgliedern zunächst viel Freude, mit fortschreitender Zeit aber große Kopfschmerzen und Sorgen bereitete – dessen Verkauf an die Stadt Rhede im Jahre 1990 den Verein aber vor dem Konkurs bewahrte.

Steuerprüfungen und schwindelerregende Steuerfestsetzungen waren neue, bisher nicht gekannte, die Vereinsexistenz bedrohende Gefahren. Die ersten Steuerbescheide von nicht unerheblichem Ausmaß lagen dem Verein bereits 1988 vor. Von diesem Zeitpunkt an galoppierte der Verein dem Ruin entgegen. Auf der Jahreshauptversammlung am 02.07.1988 wurde in der Jahresrechnung erstmals eine größere Unterdeckung von 57.000 DM ausgewiesen. Die Verbindlichkeiten wuchsen weiter, u.a. durch neue Steuerprüfungen und -festsetzungen. Ende 1989/Anfang 1990 beliefen sich die Gesamtverbindlichkeiten einschl. der Schulden aus dem Vereinsheimneubau auf rund 900.000 DM, denen allerdings der Wert des Vereinsheims von rund 450.000 DM auf der Habenseite gegenüber stand.

Zu dieser Finanzkrise kam erschwerend hinzu, dass führende Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes dem Verein die „innerliche Kündigung“ ausgesprochen hatten und das Vereinsschiff mehr oder weniger treiben ließen. Das veranlasste den Restvorstand, im Februar 1989 ein Gremium aus den Sportkameraden Bernhard Große-Vehne, Jürgen Funk, Rudi Lage, Willi Stenneken, Bernd Steverding, Hans Terwordt, und Wilfried Üffing einzusetzen mit dem Auftrag, zu retten was zu retten ist und einen neuen Vorstand zu finden. Dieses Gremium – unter Führung von Willi Stenneken, Rudi Lage und Bernd Steverding – schaffte dann im Laufe des Jahres 1989 das schier Unmögliche. Der Verein blieb liquide, konnte seine laufenden Verpflichtungen erfüllen und von dem großen Schuldenberg gar kleine Beträge abtragen. Anfang 1990 erklärten die geschäftsführenden Vorstandsmitglieder Werner Henrichs und Friedhelm Heinrichs offiziell ihren Rücktritt. In zwei außerordentlichen Mitgliederversammlungen wurde am 09.02.1990 die Bildung eines Notvorstandes beschlossen, und dieser wurde am 23.03.1990 mit Michael Raffelsieper und Bernhard Große-Vehne besetzt – ein Novum in der Vereinsgeschichte.

Dieser Notvorstand hatte nur eine Aufgabe und Ziel – die Verschuldung so weit wie eben möglich zurückzuführen und den Verein wirtschaftlich zu sanieren. Über neue sportliche Ziele dachte in diesen Tagen längst keiner mehr nach. Zur Sanierung war es erforderlich, dass die Steuerschulden konkretisiert und alle Verbindlichkeiten erfasst wurden. In langwierigen Verhandlungen mit dem Finanzamt konnte die Steuerschuld erheblich gesenkt werden. Mit den Gläubigern wurden Vergleichsmöglichkeiten erörtert und ausgehandelt. Der Stadt Rhede wurde das Vereinsheim zum Kauf angeboten. Diesem Verkauf wurde von der Mitgliederversammlung am 13.12 1990 auch zugestimmt. Als Ergebnis der Bemühungen des Notvorstandes und einiger weiterer Helfer bleibt festzuhalten, dass die Stadt Rhede das Vereinsheim erwarb und der Verkaufserlös zum Ausgleich eines Vergleiches mit nahezu allen Gläubigern, einschließlich des Finanzamtes, verwandt wurde.

Der Verein war nun aus dem Gröbsten heraus, und in der Mitgliedschaft herrschte wieder Optimismus vor. Ein besonderer Dank ist an dieser Stelle dem vormals stellvertretenden Vorsitzenden und zu diesem Zeitpunkt als Notvorstand tätigen Bernhard Große-Vehne auszusprechen, der in all diesen stürmischen Tagen, sowohl als Funktionär als auch als Sponsor, fest zum Verein gestanden hat. In der Jahreshauptversammlung am 22.02.1991 konnte dann ein neuer Vorstand gewählt werden, dessen Vorsitzender Heinz Kiesendahl wurde.

Doch wer nun geglaubt hatte, dass es mit unserem Verein schnell wieder aufwärts gehen würde, sah sich zunächst getäuscht. Mit dem Abstieg der 1. Mannschaft aus der Verbandsliga im gleichen Jahr galt es zunächst, einen weiteren sportlichen Rückschlag zu verdauen. Und im finanziellen Bereich schlug im Jahre 1992 eine weitere Ankündigung des Finanzamtes auf Festsetzung von Körperschaftssteuern aus dem Verkauf des Vereinsheimes in Höhe von rund 191.000 DM bei der soeben mit neuem Mut gestarteten Vereinsführung sowie in der Mitgliederschaft wie eine Bombe ein. Der Verein hatte doch den gesamten Erlös aus dem Vereinsheimverkauf zur Befriedung der Gläubiger eingesetzt, keine einzige Mark der Vereinskasse zugeführt und sollte dafür jetzt noch Steuern in dieser unglaublichen Höhe bezahlen. Für alle unfassbar und unverständlich, aber die Steuergesetzgebung wollte es so.

Auf zu neuen Ufern

Der neue Vorstand stand damit sogleich vor einer gewaltigen Aufgabe, die in den folgenden Jahren aber bravourös gelöst wurde. Unter kooperativer Mithilfe der Finanzbehörde und renommierter Steuer- und Anwaltsbüros konnte letztlich eine Steuerfestsetzung von ca. 82.000 DM erreicht werden. Zusammen mit einer verbliebenen Altschuld aus den Vorjahren betrug der Vereinsschuldenstand zu Beginn des Jubiläumsjahres 1995 rund 100.000 DM. Von diesem immer noch gewaltigen Betrag sind inzwischen 45.000 DM abgetragen worden und für die Restschuld besteht gesicherte Aussicht, diese im Jubiläumsjahr auch noch abtragen zu können.

Unter anderem werden die Überschüsse aus der Werbung für diese Festschrift hierfür verwendet, wofür allen Inserenten an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Besonders stolz aber sollte der gesamte Verein darauf sein, dass er diese Kraftakte aus eigenem Bemühen heraus ohne öffentliche Subventionen geschafft hat. Und wenn man sich an dieser Stelle der astronomischen Zahlen auf den Vorseiten erinnert, mag manchem Leser der Gedanke an ein Wunder kommen. Wenn es dann eines jener seltenen Wunder war, dann war das VfL-Wunder aber eines, das von den Vereinsverantwortlichen mit Hilfe der heimischen Wirtschaft hart erarbeitet worden ist.

Ein besonderer Dank und hohe Anerkennung gilt daher an dieser Stelle dem unermüdlichen Vereinsvorsitzenden Heinz Kiesendahl und seiner Mannschaft, die unseren VfL im Jubiläumsjahr wieder zu dem gemacht hat, was den Verein in früheren Jahren immer ausgezeichnet hat, zu einem „verlässlich und solide geführten Verein und Partner“.

In diesem Sinne möge der Verein – unser VfL – in die nächsten und auch in die 2000er Jahre gehen, zum Wohle und Interesse der sporttreibenden und sportinteressierten Bevölkerung seiner Heimatstadt Rhede.

Soweit der Bericht in der Festschrift zum 75-jährigen Vereinsbestehen im Jahre 1995. Eine wahrhaft bewegende Dokumentation einer von Höhen und Tiefen geprägten Zeit unseres VfL.

Die Vereinsneuzeit von 1995 bis heute

… ist verständlicherweise sehr stark geprägt durch die vorhergehende turbulente Epoche mit der realen Bedrohung eines Totalabsturzes des Vereins. Die Vereinsführungsarbeit wird seither dominiert von der Einsicht, dass nur solche Dinge und Wünsche machbar gemacht werden können und dürfen, die finanziell auf solidem Boden verankert und abgesichert sind.

Als Vorsitzende agierten in dieser Zeit, Heinz Kiesendahl (von 1991) noch bis 1997, der sicherlich als geschickter leitender Finanzsanierer in Erinnerung bleiben wird. Dann folgte Ludger Frenk, der sieben Jahre, bis 2004, die Geschicke des Vereins leitete und die Prinzipien Solidität und gute Vereinsstimmung auf seine Fahnen geschrieben hatte.

Im folgenden Vereinsjahr, März 2004 bis März 2005, blieb die Besetzung der Position, erster Vorsitzender, erstmals in der Vereinsgeschichte vakant. Die in den letzten Jahren schon mehrfach auch bei anderen Vereinen unterschiedlichster Größenordnung beobachtete Tendenz, dass die Besetzung besonders verantwortlicher Ehrenamtspositionen für viele Vereine zu einem immer größeren Problem werden kann, traf nun auch auf unseren VfL zu. Wenn man bedenkt, dass verantwortliche Vereinsführung auch bedeutet, sich möglichst umfassende Kenntnisse über Vereinssteuerrecht, Sozialabgabendurchführung, Berufsgenossenschaftsforderungen, persönliche Haftungsbedingungen, Fußballverband-Richtlinien, und vieles andere mehr anzueignen, kann diese für Vereine negative Tendenz der erschwerten Besetzung wichtiger Positionen eigentlich nicht mehr besonders überraschen.

Im Vereinsjahr 2005/2006 übernahm der langjährige stellvertretende Vorsitzende Franz-Josef Pieper für ein Jahr den ersten Vorsitz. Auf der Jahreshauptversammlung vom April 2006 wurde dann Hans Pelzer zum neuen ersten Vereinsvorsitzenden gewählt. 2010 folgte dann Paul Heuer als 1. Vorsitzender des Vereins.

Die sportliche Entwicklung des ersten VfL-Fußballteams verlief relativ konstant. Bis zum Sommer 1998 verblieb unser Team noch in der Landesliga, danach folgten wieder fünf Verbandsligajahre und dann nochmals drei Landesligajahre. Seit dem Sommer 2006 war unser Team wieder Verbandsligist doch nach zweijähriger Zugehörigkeit dann auf dem viertletzten Platz stehend, aufgrund der Liganeuordnung durch den DFB, der erneute Abstieg in die Landesliga. 2009 gelang dann der Aufstieg in die Niederrheinliga unter Trainer Manuel Jara.

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